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Wortlos

Laureen Plumeyer & Lucia Grütling, 2022

„WORTLOS“ kann als das genaue Gegenteil peinlichen Schweigens verstanden werden und beschreibt treffend die intuitive Arbeitsweise der beiden Künstlerinnen Lucia Grüthling (Klasse Thomas Virnich) und Laureen Plumeyer (Klasse Schnitt), der keiner großen Absprache bedarf. Von der Decke schweben 41 Folien versehen mit organischen Formen derselben roten Farbe, die während ihrer Zusammenarbeit in der hochschuleigenen Siebdruckwerkstatt entstanden sind. Auf zwei der drei größeren Folien greifen die Formen, die beim dialogischen Zeichnen entstanden sind, zahnradartig ineinander. Das Auge sehnt sich danach, den Raum zwischen den beiden fleischfarbenen Hälften zu schließen und zu vereinen. Scheinwerferlicht fällt auf die bedruckten Folien und wirft Schatten an die Wand, die mit den Schatten der Ausstellungsbesucher:innen in den Dialog treten. Natürlich gewachsene Körperformen, ergänzt um die von Lucia Grüthling und Laureen Plumeyer erdachten. 

Auch die Arbeiten, die in Eigenregie entstanden sind, gehen formal Hand in Hand: Laureen Plumeyers verformte Glasplatten, die auf Spiegeln platziert und mit Wasserlachen versehen wurden, ähneln in ihrer Formensprache der Kalk-Sandstein-Skulptur von Lucia Grüthling. Es herrscht allerdings nicht nur Gleichklang in der „WORTLOS“-Ausstellung. Besonders reizvoll ist die materielle Differenz. Glänzend glatte Oberflächen und transparente, leicht anmutende Körper in Plumeyers Arbeit bilden ein schönes Gegengewicht zu Grüthlings massiven Stein, der zwar durch ihren Schliff an Rauheit verloren hat, dem sich aber der Kraftakt ansehen lässt, den es brauchte, um ihn in die geschmeidig fließende Form zu bekommen. Nicht zuletzt entsteht Leichtigkeit durch die kleineren, mit amorphen Formen bedruckten Siebdruckfolien, deren Trägermaterial, die Folie selbst verformt worden ist. In Reihe hintereinander gehängt, spielen sie zusammen wie Synchrontänzer:innen. 

Lucia Grütlings und Laureen Plumeyers Kollaboration gelingt „WORTLOS“,  ohne dabei nichtssagend zu sein.

Text von Amelie Buerhop