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Stephan Chamier / Lukas Kozcor

Ausstellungseröffnung: 4.6.2014, 20 Uhr

18 Uhr Werkgespräch mit Ulu Braun (Berlin)

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Text von Ellen Haak

Der Ort als Schnittstelle
Ein Raum. Eine Ausstellung. Zwei Positionen. Ein Denkanstoß.

Ausstellung: Lucas Koczor & Stephan Chamier 
Schnittraum Hochschule für Bildende Künste

Ein Ort ist lokalisierbar. Ein Fixpunkt in einem Bezugssystem. Geographisch zeichnet er sich durch seine Beschaffenheit aus. Orte sind abgegrenzte Räume die sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Orten definieren.

Die Ausstellung von Lucas Koczor und Stephan Chamier trägt keinen Titel. Es werden Arbeiten und Positionen gezeigt, die auf den ersten Blick in keiner Verbindung zueinander stehen. Der Konnex entsteht durch den gemeinsamen Ort und eine Filmarbeit, die als Brücke fungiert. Diese Brücke, ein gemeinsames Projekt aus der Vergangenheit, bestimmt die Atmosphäre. Ein zentraler Punkt im Raum, um welchen die ausgestellten Werke beginnen zu interagieren.

Die Arbeiten von Lucas Koczor beschäftigen sich mit Ort und Umgebung, mit der Verbundenheit und einem vertrauten, heimischen Gefühl. Die gezeigten Werke sind miteinander vernetzt und lassen dem Betrachter/ der Betrachterin Spielraum bei der Annäherung. Die Perspektive auf den zu betrachtenden Gegenstand ändert sich, wie sich auch das Medium ändert.
Braunschweig, Wolfsburg, Heimat, ein Verweis auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Dieser Raum ist durch individuelle Grenzen definiert und diese gilt es zu verteidigen!?

Eine relativierte Liebe zur Heimatstadt? „Kniet nieder ihr Bauern  ***  ist zu Gast“. Lokalpatriotismus der austauschbar wird. Ein Massenprodukt, das eine Idee, ein Gefühl verkauft, welches sich auf eine klar eingegrenzte Umgebung bezieht. Ein Produkt das in seiner Masse die Grenzen, die es zu sichern, zu bewahren gilt, im selben Moment aufhebt.

Die als Triptychon inszenierte Videoarbeit führt den Gedanken von Heimat und Verortung weiter. Das Verlassen der vertrauten Umgebung nimmt in allen drei Sequenzen, beziehungsweise Filmausschnitten, einen zentralen Punkt ein. Welche Rolle spielt das Fremde, das Unbekannte im Vertrauten? Vorurteile verschleiern den Blick. Das Bewusstsein für das Andere wird reflektiert und in Frage gestellt.

Stephan Chamiers Fotoarbeiten eröffnen dem Betrachter/ der Betachterin einen weiteren Blick auf die Thematik des Ortes. Die Arbeiten greifen in die dauerhaft fixierten Grenzen eines Ortes ein und brechen diese durch eine Neuordnung. Feste Elemente eines spezifischen Ortes werden zu Bausteinen einer fiktonalen Landschaft. Verfremdung und Umkehrung vorgefundener Objekte erschaffen eine ganz neue Ästhetik. Diese Eigenheit der Bilder wird durch die matte Oberfläche der Fotografien noch verstärkt.

Die von den Fotomontagen generierte Atmosphäre wirkt über die Fotografie hinaus und gibt den Arbeiten einen nahezu plastischen Charakter.
Der künstlerische Eingriff wird dabei für den Betrachter/ die Betrachterin sichtbar und zu einem gewollten Element der Rezeption. Gleich einem Puzzle lassen sich die vorgefundenen Orte weiterdenken und -entwickeln.