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Imprint of pleasure

Kaja Sheila Seltmann, 2021

Die Ausstellung „imprint of pleasure“ und die zwei darin gezeigten Arbeiten „LET’S PLAY“ (2021) und „untitled“ (2021) von Kaja Sheila Seltmann zeigt Spuren etwas Vergangenen auf und macht diese sichtbar.
Bei der Serie „LET’S PLAY“ von 2021 handelt es sich um sechs analoge Langzeitbelichtungen, die nach digitalem Scannen auf Fotopapier gedruckt wurden.
Belichtet wurde der speziell für cinematografische Zwecke entwickelte Film durch das Einfangen sogenannter Let’s Play’s; Videos von Streamern, die online Video-Spiele spielen und diese auf verschiedene Weise präsentieren und kommentieren.
Durch die klare Ausrichtung der Plattformen ihre Zuschauerinnen auf ihrer Webseite halten zu wollen und die Tatsache, dass viele Games auf längere Spiel-Zeiten ausgelegt sind, neigen Nutzerinnen dazu sogenanntes „Binge-Watching“ zu betreiben. Das heißt sie verbringen Stunden damit den Online-Live-Streams zu folgen oder sich die Videos ihrer Lieblings-Streamer*innen in
geschnittener Form nach dem offiziellen Stream anzusehen.
Doch was bleibt nach einer solchen „Session“ an visueller Information im Kopf zurück? Brennen sich einzelne Szenen ein oder ist es eher ein verschwommenes Bild aus Farben und Formen?
-> weitere Assoziationen: Bildschirmschoner
Auch die Arbeit „untitled“, ebenfalls im Jahr 2021 entstanden, beschäftigt sich mit der Suche nach mit dem bloßen Auge nicht erkennbaren Spuren.
Das große Trampolin steht als Ready-Made mittig im Raum. Beim Näherkommen erst bemerkt man die schwarz-glänzenden, handflächengroßen Objekte auf dem Sprungnetz. Sie funktionieren als Fragmente einer Aktion, die jetzt nicht mehr zu sehen ist.
Das Trampolin ist alt. Es wurde viel darauf gehüpft und gelacht und vielleicht auch geweint. Dem Sprungnetz ist das auf den ersten Blick nicht anzusehen. Es sind die kleinen Details, die darauf schließen lassen. Das eingeklemmte Gras an den Füßen des Trampolins, die rostenden Federn. Jedes Material gibt mit der Zeit nach und „erinnert“ sich an starke physische Einwirkungen. Die organisch geformten Keramik-Objekte auf dem Netz symbolisieren diese im Material gespeicherten Spuren der Sprünge.
Kaja Sheila Seltmanns Arbeit ist geprägt von pop- und soziokulturellen Themen. Dabei spielt ihre biografische Geschichte und der dadurch geprägte Blick eine maßgebliche Rolle.
Das Material variiert dabei je nach thematischer Ausrichtung der Arbeit, hauptsächlich arbeitet Seltmann mit Textilien, Videos und Fotografie und bringt diese installativ in den Raum. Raumspezifische Arbeiten mit Bezug auf historische oder aktuelle Hintergründe des Orts sind ein großes Interesse in Seltmanns jüngsten Werken. Die ständige Erweiterung ihrer Themenfelder und des Materialgebrauchs ist dabei Teil ihrer künstlerischen Position.

Text von Kaja Sheila Seltmann